Bericht EZG Conference 2008 in Rotterdam
Unter dem Thema: „Eine grünere Welt gestalten“ fand in Rotterdam die Europäische Zoo-Grün Konferenz statt. Zu dieser Tagung finden sich einmal jährlich die Zoo-Gartengestalter Europas zusammen, um sich über „grüne Themen“ innerhalb der Zoos auszutauschen.In diesem Jahr ging es um Bildung, Artenschutz sowie Pflanzen und Schmetterlinge.
Der erste Tag stand ganz im Zeichen der Schmetterlinge und ihrer Lebensräume.
So begannen wir dann auch mit einer Exkursion in den Artis – Zoo Amsterdam, wo vor kurzem ein neues 1000 m² großes Schmetterlingshaus eröffnet wurde.Hier hörten wir zwei Vorträge der Amsterdamer Kollegen über den Neubau des Hauses, über all das, was bei der Planung eines solchen Projektes bedacht werden muss:
– Wie hält man die Schmetterlinge in solch einem Haus
– Die notwendige Atmosphäre (Wasser, Licht, Boden, Temperaturen
– Die Pflanzenauswahl (Nektarpflanzen, interessante Pflanzen, Gastpflanzen…)
– Der Aufzuchtbereich
– Besucherinformation und Bildung
– Pflanzenschutz.
Danach konnte die Theorie bei der Besichtigung des neuen Hauses überprüft und natürlich auch der übrige Zoo besichtigt werden.Der Amsterdamer Zoo ist als innerstädtischer Zoo räumlich sehr begrenzt. Mich haben vor allem die interaktiven Bildungsangebote überzeugt, auch für den Bereich Pflanzen war hier endlich einmal etwas zu finden: In Kästen konnte man z.B. durch große Lupen Insekten dreidimensional bei der Nahrungsaufnahme auf Blüten sehen.
Nachmittags fuhren wir in eine Baumschule, wo es ein sehr extravagantes Haus, das nach der Philosophie des Feng – Shui gebaut wurde, gibt. Ziel dieser Chinesischen Philosophie ist es, eine Harmonisierung des Menschen mit seiner Umgebung durch bestimmte Gestaltung des Lebensumfeldes zu erreichen. Die Chinesische Gartenkunst wurde maßgeblich durch das klassische Feng Shui geprägt. Heute hat sich eine Neue Richtung in den westlichen Ländern entwickelt, die sich vorrangig mit der Innenarchitektur von Wohnungen und Häusern beschäftigt. Der ästhetische Wert ist dabei unbestritten, der wissenschaftliche zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht nachweisbar.
Wir hörten in den Räumen, in denen sich keine negative Energie festsetzen kann, weitere Vorträge über die Haltung von Schmetterlingen, auch seltene einheimische Arten, sowie über die Anlegung eines Schmetterlingsgartens für einheimische Schmetterlinge im Außenbereich. Uns wurde nochmals vor Augen geführt, dass gegenwärtig für den Fortbestand der Zoo´s die Bildung, Forschung und der Erhalt von Arten, Habitaten und Ökosystemen die wichtigste Rolle spielen.
Der anschließende Rundgang durch die gastgebende Baumschule war sehr interessant, da es einen schön gestalteten Schaugarten mit vielen Neuzüchtungen gibt.
Ein wunderbares Abendessen, BBQ im Außenbereich des Hauses, also im Banne des Feng Shui, rundete den Tag ab.
Der Tagungsort des zweiten Tages war der Rotterdamer Zoo.
Hier hörten wir als erstes einen Vortrag von Frau Prof. Bieck von der Technischen Fachhochschule Berlin über Luftbehandlung und Wasseraufbereitung in Tieranlagen. Die Technische Fachhochschule arbeitet bisher nur eng mit dem Berliner Zoo zusammen, möchte aber gerne auch andere Zoos in ihre Studien einbeziehen, damit sich letztendlich ein praktischer Nutzen für die Zoos aus den Forschungsarbeiten ergibt.
Mark Sparrow, der Kurator für Botanik und Gartenbau im Zoo Chester berichtete im Anschluss über ein Projekt auf Mauritius, das vom Zoo Chester unterstützt wird.
300 der 670 einheimischen Pflanzenspezies der Insel sind heute vom Aussterben bedroht. Auf einer Exkursion informierte er sich über die Bedingungen des Artenschutzes vor Ort.
Die Chester Kollegen unterstützten die einheimischen Kollegen während ihres Aufenthaltes beim Zusammentragen von Genmaterial und bei der Vermehrung und Anpflanzung der seltenen Pflanzen in Baumschulen.
Sie möchten außerdem im Chester Zoo eine ex-situ Pflanzung einiger seltener Pflanzen der Insel anlegen. Der Zoo Chester leistet damit einen wirklich wertvollen Beitrag zur Erfüllung der Globalen Strategie zur Erhaltung von Pflanzen.
Im Jahr 1999 wurde ein Steckling einer der seltenen Pflanzen in den Londoner Kew Garden zur Vermehrung gegeben und 2005 konnten 11 Pflanzen nach Maritius zur Auspflanzung zurückgebracht werden.
Der dänische Kollege Lars Kjedstrom informierte mit dem nächsten Vortrag über den Aufbau einer Baumschule für tropische Pflanzen in Costa Rica. Dazu gehört nicht nur die Produktion und der Verkauf dieser Pflanzen, sondern auch die Ausbildung der Einwohner.
So sind dort dänische Volontäre für jeweils 2 Monate als Lehrer im Einsatz. Da er mit seiner Frau viele Monate des Jahres in Costa Rica unter der einheimischen Bevölkerung verbrachte, konnte er sehr ergreifend von den Problemen der Armen dort berichten, denen natürlich die eigenen kranken Familienmitglieder näher stehen, als eine aussterbende Baumart, für deren Holz man das Geld für den lebensnotwendigen Arztbesuch bekommen kann. Daher ist eine nachhaltige Hilfeleistung notwendig, die andere Verdienstmöglichkeiten für die ansässige Bevölkerung bietet. Lars Kjeldstrom und seine dänischen Kollegen haben mit dem Aufbau der Baumschule und den Bildungsangeboten eine bewundernswerte Arbeit in dieser Richtung geleistet. Heute wird die Baumschule vollständig von Einheimischen betrieben, er fährt nur noch einmal pro Jahr dorthin, um „nach dem Rechten“ zu sehen.
Der nächste Referent war Bob Ursem vom Botanischen Garten der TU Delft.
Er berichtete über Forschungen und neue Einsatzmöglichkeiten von Pflanzenmaterialien z.B. bei der Verhinderung von Rissen in Beton oder Asphalt durch den Zusatz bestimmter pflanzlicher Stoffe. Er zeigte aber auch, wie sein Botanischer Garten die Globale Strategie zur Erhaltung der einheimischen Pflanzen umsetzt, indem sie gezielt die seltenen einheimischen Pflanzen in extra den jeweiligen Ansprüchen entsprechend angelegten kleinen Biotopen erhalten.
Eddie Mole, der Botanische Kurator des Bristoler Zoos berichtete im Anschluss von den Aufgaben und der Arbeit der Europäischen Plant Conservation Group, deren Leiter er ist, und in dem Zusammenhang über die Durchführung des Plant Conservation Days in seinem Zoo. Das ist eine spannende Geschichte, aber man muss engagierte Menschen finden, die sich selbstlos bei solchen Veranstaltungen einbringen. Das Geld verdienen darf dabei keinesfalls im Vordergrund stehen, sonst hat man schon verloren.
Die einzelnen nationalen ZooGrün Gruppen folgten mit einigen Informationen zur Arbeit in ihren Zoos. Neben der „starken deutschen Gruppe“, wie wir von den Kollegen bezeichnet werden, gibt es noch eine Gruppe in Großbritannien und eine holländische Gruppe.
Nach dieser vielen Theorie war der Nachmittag für den Besuch eines tropischen Pflanzencenters und einer weiteren holländischen Baumschule vorgesehen.
In der tropischen Baumschule begrüßte uns Rene´ v. d. Arend mit einer kleinen Einleitung, danach konnte jeder nach Belieben durch die Hallen laufen und sich an den riesigen Pflanzen erfreuen oder sich mit Fachkollegen über das Procedere der Pflanzenauswahl, Ausschreibung und Bestellung von solch außergewöhnlichen Exemplaren austauschen.
Der eine oder andere wird sich diese Firma sicher für die Bepflanzung eines neuen Hauses gemerkt haben, denn man bekam wirklich Pflanzen in beeindruckender Größe zu Gesicht.
Weiter ging es mit dem Bus zu einer Baumschule in den kleinen Ort Boskoop. Dort wurde uns dann ein besonderes Erlebnis zuteil, natürlich typisch für Holland. Der Rundgang durch die Baumschule fand nicht zu Fuß statt, sondern per Boot durch die kleinen Kanäle.
An Wassermangel leiden die Holländer auch in so heißen Zeiten, wie wir sie in diesem Jahr hatten, natürlich nicht. Das konnte man dann auch den Pflanzen ansehen. Eine sehr schöne Exkursion !
Auch dieser Tag endete mit einem prächtigen Abendessen, diesmal in einem Chinesischen Wok-Restaurant, wo sich jeder nach seinem eigenen Geschmack seine Speisen auswählen konnte.
Die letzten Vorträge der Tagung waren dem Thema Bildung gewidmet.
Sven Seiffert aus dem Londoner Zoo berichtete über das so genannte Zoo Plant Wiki, das er erarbeitet hat.
Dabei handelt es sich um einen Internet Auftritt, der Gärtnern, Pflegern, Veterinären, Kuratoren, dem pädagogischen Personal und auch Landschaftsarchitekten die Arbeit erleichtern soll, indem dort viele Dinge über Pflanzen zusammengetragen werden. Man kann Erfahrungen mitteilen, sollte Wissen teilen. Zu wünschen ist, dass dieses arbeitsaufwendige Angebot gut angenommen wird.
Im Anschluß berichtete Robert van Herk, der Leiter des Educations- und Mitarbeiter des
Design-Teams des Rotterdamer Zoos über die Bedeutung der Botanik im Gestaltungsprozess.Ein sehr interessanter Vortrag mit vielen Ideen, mit denen man auf witzige Art auf die Bedeutung von Pflanzen hinweisen kann.
„Was zum Teufel machen die Gartenmitarbeiter eigentlich im Zoo?“, war eine seiner provokatorischen Fragen. Spielerisch Bildung zu vermitteln liegt den Rotterdamer Kollegen wohl im Blut. Das 12-köpfige Zoo-Design-Team beschäftigt sich auch mit solchen Dingen.
Kein Wunder war es daher, das die Tagung mit einem Workshop zur Ideenfindung für die Umgestaltung mehrerer Zoobereiche und Tiergehege ihren Höhepunkt und ihr Ende fand. Insgesamt 10 Gruppen bekamen Aufträge innerhalb des Nachmittages ihre Ideen in Skizzen zu verwandeln und diese am Ende vorzustellen. Natürlich gab es eine Jury, aus dem Rotterdamer Designteam, die nachdem alle Teilnehmer Ihre Wertung abgegeben hatten, eine Auswertung vornahm.
Eine spannende Geschichte, bei der interessante und professionelle Skizzen entstanden
Ein wahrhaft guter Abschluss für eine Tagung mit „grünem“ Thema!!
Herzlichen Dank den Organisatoren für diese gelungene Tagung, die jedem viel Kraft und Anregungen für die vor uns liegende Arbeit gab !
Die nächste EZG-Tagung findet vom 2.-5.6.2009 in Dublin statt