Herbsttagung ZooGrün in Duisburg 21.-23.9.2007

Unsere diesjährige Herbsttagung fand bei einem unserer jüngsten und neusten Mitglieder im Duisburger Zoo statt. Uwe Hahn hatte in altbekannter Zuverlässigkeit ein Programm zusammengestellt, der Duisburger Zoo stellte Räumlichkeiten und Technik zur Verfügung und sorgte- ganz herzlichen Dank an dieser Stelle dafür- für ein angenehmes Ambiente durch Versorgung mit Getränken und Leckereien.
Zu Beginn der Tagung kam beim Vorstand kurzzeitig Panik auf, da von unseren 26 Mitgliedern gerade einmal 6 anwesend waren. Insbesondere die Begrüßung durch den Duisburger Zoodirektor war dann sehr peinlich für uns- wer soll dieses „kleine Häufchen“ schon ernst nehmen ? Auch für geladene Referenten sind die Vorträge dann eher eine undankbare Aufgabe.
Glücklicherweise gesellten sich später noch einige Mitglieder dazu, der Anreisetag ist anscheinend der undankbarste Teil einer Tagung, wir werden das für die Zukunft bedenken müssen.
Nichts desto Trotz hatten wir äußerst interessante Vorträge im Programm.
Das Thema „Arbeitsschutz im grünen Bereich“ war angesagt und so ging es im ersten Vortrag um den sicheren Umgang mit Leitern, was sicher ein „Dauerbrenner“ in allen Zoos ist.
Die Firma Werkfreund analysiert Unfallschwerpunkte in Bezug auf diese Arbeiten und entwickelt Leiterkonstruktionen, die solchen Unfällen entgegenwirken. So wurde uns eine Rutschsicherung vorgestellt, die sich an jede Leiter anbauen lässt und das Wegrutschen der Leiter unmöglich macht. Als positiver Nebeneffekt ergibt sich eine zusätzliche Stabilisierung der Leiter, insbesondere bei größeren Höhen. Auch eine seitliche Stabilisierung wird als Anbaumöglichkeit angeboten, damit wird ein seitliches Wegkippen der Leiter verhindert. Die Vorführung der möglichen Zusatz- und Anbauteile war sehr interessant und einige unserer Leute entschlossen sich spontan, den Direktor der Firma, Herrn Schade, zu einer Vorführung in Ihre Zoos zu bestellen.

Den zweiten Vortrag hielt Herr Dr. Siebert aus Berlin, sein Thema: Arbeitssicherheit beim Umgang mit Pflanzen. Hochinteressant, auf welche Art und Weise sich manche Pflanze wehren und welch unangenehme Verletzungen durch Berührung dieser Pflanze oder des Pflanzensaftes entstehen können. Oftmals handelt es sich um Verbrennungen bis zur großflächigen Blasenbildung und Entzündung dieser aufgeplatzten Blasen. Oftmals führt der Kontakt mit den Pflanzengiften und darauf folgende Sonneneinstrahlung zu derartigen Verletzungen. Nicht immer kann man solch gefährliche Pflanzen vollständig aus unseren Gärten verbannen. Daher gehören hier die Nutzung von Schutzhandschuhen aber auch die gründliche Reinigung und Pflege der Hände zum Arbeitsschutz, denn die Haut ist mit 1,5-2 m² nun mal das größte Organ des Menschen.

Ambrosia artemisiifolia-
besitzt das weltweit stärkste Pollenallergen

Auch der Hinweis von Dr. Siebert auf die dringende Notwendigkeit einer Tetanus-Impfung für alle, die mit Erde zu tun haben, hat einige unserer Mitglieder sicher zur Kontrolle ihrer Impfausweise angeregt.
Als letztes in dieser Reihe hörten wir ein Referat von Herrn Bludan von der Berufsgenossenschaft. Er stellte uns ausführlich den neuen Leitfaden zur Wildtierhaltung vor. In mühsamer Kleinarbeit wurde dort zusammengetragen, was für Zoos in Hinsicht auf Sicherheit wichtig ist. Auf einer dazugehörigen CD kann man Vordrucke jeglicher Art finden, die uns die Arbeit erheblich erleichtern werden und auch die jeweiligen Gesetzestexte sind dort hinterlegt. Die Anwesenden erhielten einige der ersten 100 noch druckfrischen Exemplare.

Mit diesen drei Referaten war dem Arbeitsschutz erstmal Genüge getan.
Es folgten noch einige Informationen in eigener Sache, da
die Europäische ZooGrün-Tagung in diesem Jahr in Zürich stattfand und nur einige unserer Mitglieder teilnahmen.
In Zürich traf sich eine neue Gruppe innerhalb der EAZA, die Plant Conservation Group, was Pflanzen Arterhaltungs Gruppe bedeutet. Ich wurde darum gebeten, als Verbindungsmann für die deutschen Zoos zu fungieren. Ziele und Möglichkeiten dieser Gruppe wurden vorgestellt und die Grüße von Eddie Mole, dem Leiter der Gruppe und Kurator für Gartenbau im Zoo Bristol, überbracht. Einige unserer Mitglieder hatten ja bereits einen Fragebogen zum Grün in ihren Zoos ausgefüllt und zurückgesendet. Hierzu gibt es noch einen ausführlichen Bericht an anderer Stelle.
Den Duisburger Kollegen hier noch mal ein herzliches Dankeschön für das Abendessen, dass sie im Anschluß an unsere Vorträge für uns ausrichteten !

Da wir uns entschieden hatten, am Sonnabend doch mit privaten Fahrzeugen nach Gelsenkirchen zu fahren, hatten wir am Vormittag eine Stunde gewonnen, die wir für einen Kurzbericht aus Zürich nutzten. Im Info-Brief gab es ja schon eine kurze Abhandlung darüber, aber mit einigen Fotos unterlegt, war es hoffentlich noch etwas interessanter.

In Gelsenkirchen erwarteten uns dann die Architektin Frau Heuss und Herr Gürtler zur Führung durch die Zoom-Erlebniswelt. Dieser völlig neu gestaltete Zoo teilt sich in 3 große Erdteile: Alaska und Afrika, die bereits fertig sind, sowie Asien, wo jetzt der Bau beginnt.

Zoom Erlebniswelt- das Neue daran ist, dass der Besucher dem Tier tatsächlich ohne sichtbare Begrenzung gegenüber steht. Nicht nur die Tieranlagen , sondern auch die Besucherbereiche wurden umfangreich gestaltet, so dass man tatsächlich in den Lebensraum eintaucht, sich wie mittendrin fühlt. Frau Heuss erläuterte an verschiedenen Stellen gestalterische Hintergründe.

Ob und wie das gelungen ist, das kann jeder für sich entscheiden,

die Besucherzahlen geben dem Konzept allerdings Recht, im Juni wurden bereits 1 Mill. Besucher gezählt, genau so viele, wie rechnerisch für die Refinanzierung benötigt werden. Alles, was in der zweiten Jahreshälfte an Besuchern kommt, bringt Gewinn.
Herr Dr.Gürtler betonte auch, dass von den Mitarbeitern der Zoom-Erlebniswelt natürlich, wie in anderen Zoos, wissenschaftliche Arbeit betrieben wird, es werden gegenwärtig immerhin 14-15 Diplom- bzw. Doktorarbeiten betreut.
Vielen Dank an dieser Stelle für die umfangreiche Führung und die Gastfreundschaft.

Nach der Rückkehr stand im Duisburger Zoo dann noch unsere Mitgliederversammlung an, wo Rechenschaftsbericht und Haushaltsplan vorgelegt und der Vorstand einstimmig entlastet wurde. Wir stimmten uns auch über den nächsten Termin ab und allen Mitgliedern wurde eine Teilnahme nochmals sehr ans Herz gelegt, da der alte Vorstand zurücktritt und eine Neuwahl ansteht. Bis zum Ende des Jahres führt der alte Vorstand den Verein kommissarisch weiter.
Nächste Tagung wird in Desden und Prag sein, Termin: 17.-20.4.2008.

Am Sonntag stand dann noch die obligatorische Führung durch den Gastgeberzoo an, die unser Mitglied Jan Swatek übernahm.

Interessant zu hören, dass der Duisburger Zoo bereits mit mehreren Naturschutzvereinen auf dem Gebiet Bildung eng zusammenarbeitet. Es wird dort alljährlich ein Artenschutztag durchgeführt, wozu die sog. Biologische Station und andere Naturschutzbehörden eingeladen werden. Der Baum des Jahres wird regelmäßig gepflanzt und wenn auch jetzt noch in vielen Bereichen Bambuspflanzungen überwiegen, hat man sich doch für die Zukunft vorgenommen, mehr bei einheimischen Gehölzen zu bleiben.
In diesem Zoo gibt es ja mit Inspektion und Direktor ein sehr junges Leitungsteam und wir wünschen viel Erfolg.

Einen besonderen „Leckerbissen“ zeigte uns Jan dann noch: das Koala-Haus und seine Bewohner.

Bei diesen reizenden Vorbildern unserer Teddybären, schlugen natürlich auch die Herzen der „Grünen“ höher, zumal wir gerade rechtzeitig zum täglichen Wiegetermin kamen und von Jan, der ja Biologe und Tierpflegeinspektor ist, umfangreiche Informationen zu den putzigen Kerlchen und der Gestaltung ihrer Gehege bekamen. Ja, das nennt man dann fachübergreifende Weiterbildung.

Natürlich durften wir auch die Delfin-Schau nicht verpassen. Diese Tierart ist ja in Zoos sehr umstritten. Aber wie der Duisburger Zoo sie präsentiert, ist aus meiner Sicht einfach genial. Es war ein Vorstellen der Tierart, keine Zirkusshow. Der Kollege hat mit viel Witz und Verstand die Besucher einbezogen und umfangreiche Informationen zu diesen intelligenten und beliebten Tieren überbracht.

Auch was wir nach der offiziellen Schau noch an Zusatzinformationen zur Delfinhaltung im Duisburger Zoo bekamen, überzeugte uns.

Mit dem Ende der Führung waren wir dann auch am Ende unserer Tagung angekommen.
Nochmals herzlichen Dank an die Organisatoren dieses wiederum gelungenen Treffens.

Kristin Jacobi
Vorstand Zoo Grün